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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2021-03-23 06:23:07)

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Familienname: Hallemann  האלמן
Vornamen: Isaac Moses, Dr.  יצחק משה
Geboren: 18.4.1896 Drohobycz/Galizien
Vater: Arthur Abraham Nahum  נחום אברהם ארתור
Mutter: Jenny, geb. Jäger  ז׳ני
Ehepartner: Klara Kalmana, geb. Mandelbaum  קלמנה קלרה
Wohnung: Drohobycz (1896); Leipzig (1919, 1929); Julienstr. 2 (jüd. Waisenhaus) (1929, 1942)
Deportiert: 22.3.1942 Izbica; Belzec?
Gestorben: Belzec? – verschollen  
Biographisches: Der Sohn Ralf Raphael schreibt: „Dr. phil. Isaac Moses Ismar Hallemann szl. wurde am 18.4.1896 in Drohobycz (Galizien) geboren. Als er ein Jahr alt war, zogen seine Eltern nach Posen (Poznán), das damals zum deutschen Teil Polens gehörte. Dort wuchs er auf und am 2.3.1916 verließ er das Marien-Gymnasium nach Erhalt des Reifezeugnisses. Am 3. Mai 1916 begann er sein Studium am Hildesheimer-Rabbiner-Seminar in der Artilleriestraße in Berlin. Gleichzeitig immatrikulierte er sich an der Berliner Universität in den Fächern Philosophie, Mathematik und Physik. Im April 1919 erwarb er die Befähigung, an höheren Schulen Religionsunterricht zu erteilen. Von Oktober 1917 bis April 1919 unterrichtete er an der Religionsschule der orthodoxen Adas Jisroel-Gemeinde in Berlin. Von Pessach 1919 an war er als ordentlicher Mittelschullehrer für Religion und Mathematik an der höheren Israelitischen Schule in Leipzig tätig. Am 2. August 1922 erhielt er die Ernennung zum Doktor der Philosophie aufgrund seiner guten Dissertation „Ein Beitrag zum philosophischen Skeptizismus". Im Jahre 1923 heiratete er die Lehrerin Klara Mandelbaum und gründete mit ihr ein thoratreues und wohltätiges Haus. Sein Heim wurde ein Treffpunkt der Gelehrten und er beteiligte sich auch an den öffentlichen Angelegenheiten der Gemeinde als Mitglied der Agudat Israel-Organisation, der er seit ihrem Beginn angehörte. In seinem Haus fanden auch Schiurim (Lehrstunden) für junge Leute statt, und er bereitete Jungen für ihre BarMitzwa vor. Noch in Leipzig kamen sein Sohn Ralf Raphael und seine Töchter Judith und Eva Esther zur Welt. Im Juli 1929 übernahm er, zusammen mit seiner Gemahlin, die Leitung der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth. Dort führte er zuerst einen kompletten Umbau und Modernisierung der Einrichtung nach neuen pädagogischen Gesichtspunkten durch. Dort hat er Generationen von Waisen und Kindern aus zerrütteten Familien erzogen und mit viel Liebe für ihr körperliches und geistiges Wohl versorgt. 1933 wurde dort seine jüngste Tochter, Beate Rachel, geboren. Ihm oblag die Verantwortung für das wirtschaftliche und pädagogische Bestehen der Anstalt, besonders in den schwierigen Jahren der verbrecherischen Nazi-Regierung, deren Verfolgungen der Juden von Jahr zu Jahr schlimmer wurden. Zu allen Zeiten unterließ er es aber nicht, zu Thoratreue und der Erfüllung der Gebote zu erziehen. Mit Unterricht im Waisenhaus und in der Schule übermittelte er sein großes Wissen seinen Zöglingen und Schülern. 1938 wurden 49 Kinder im Waisenhaus betreut. Im November 1938 waren es noch 42. Am 22.3.1942 (4. Nisan 702) wurde er von den Naziverbrechern zusammen mit seiner Frau und den zwei, bei ihm verbliebenen Kindern, den letzten Zöglingen und hunderten jüdischer Gemeindemitglieder nach den Vernichtungslagern im Osten verschleppt, auf die grausamste Weise geplagt und schließlich ermordet, wahrscheinlich im Todeslager Belzec, von wo niemand zurückgekommen ist.“ – In der Fürther Rieß-Chronik steht „Sonntag früh gegen 9 Uhr fuhr ein mit Juden vollgefülltes Auto vom Polizeigebäude ab gen Nürnberg. … Bei dieser Aktion waren auch Kinder betroffen. Das jüdische Waisenhaus in der Julienstraße wurde geräumt. Der Direktor, Dr. Isaak Hallemann hatte schon als die antijüdischen Maßnahmen Hitlers zunahmen, beabsichtigt, das Waisenhaus nach Israel zu verlegen. Einige Kinder konnte er noch aus Deutschland herausbringen. Er selbst hätte die Möglichkeit gehabt, nach England auszuwandern. Bei der Aktion am 22. März 1942 zeigte er besonderen Mut bis zur Selbstaufopferung. Er erklärte der SS „Wo die mir anvertrauten Kinder hinkommen, da gehe ich auch mit meiner Familie hin.“ Dr. Isaak Hallemann wurde für tot erklärt. Die Eltern Arthur Nahum (* 3.12.1870 Drohobycz) und Jenny (* 14.10.1871 Bolechow) sowie Ruth Hallemann (* 9.4.1905 Posen), die vermutlich seine Schwester war, wurden am 28.10.1938 von Leipzig nach Polen abgeschoben und haben nicht überlebt. Auch seine Ehefrau sowie die Töchter Beate Rachel und Eva Esther wurden Opfer der Shoah. 1982 wurde die bisherige Julienstraße in Hallemannstraße umbenannt, die Förderschule der „Lebenshilfe Fürth" heißt seit 2001 „Clara und Dr. Isaak Hallemann-Schule".
Status: Shoah-Opfer
Quellen: Fürth, Stadtarchiv: Meldekartei der jüdischen Einwohner (1924 separiert). - Fürth, Stadtarchiv: Liste der Gestapo über die Fürther Juden. - Nürnberg, Staatsarchiv Rep. 218/3: Polizeipräsidium Mittelfranken, Polizeiamt Fürth, Nr. 294. - Fürth, Stadtarchiv AGr 1/138: Verzeichnis der 1938 noch in Fürth ansässig gewesenen Juden (erstellt 1947). - New York, Privatarchiv Frank Harris: Verzeichnis der in den Jahren 1941-1943 deportierten Personen jüdischen Glaubens (abgewandert). - Fürther Heimatblätter 1988. - Fürth, Stadtarchiv: Rieß, Paul Sammlung von Zeitungsausschnitten. - Ophir, Baruch / Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1933-1945. München, Wien 1979, S. 3. - Mümmler, Manfred: Fürth 1933-1945. Emskirchen 1995, S. 155. - GB2019 (Izbica). - pers. Mitt. Raphael Halmon (Ralf Hallemann, Sohn, auch Foto).
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